Kyrie McCauley
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Verlag: dtv
Preis: 15,95 €
ISBN: 978-3-423-74055-5
Cover: © dtv
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Inhalt:
Der Roman ist in der Ich-Perspektive der 17-jährigen Protagonistin Leighton Barnes geschrieben und spielt in der Kleinstadt Auburn, Pennsylvania. Leighton wohnt mit ihren zwei kleinen Schwestern und ihren Eltern etwas außerhalb der Stadt, in der hauptsächlich weiße Menschen leben und das Familienbild sehr konservativen Vorstellungen entspricht. Während Auburn von einer Krähenplage heimgesucht wird, versucht Leighton ihren Schulabschluss mit Bestnoten zu erhalten, um so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden zu können. Grund hierfür sind die Wutausbrüche ihres Vaters, die sich häufen und immer handgreiflicher werden. Leighton weiß, dass diese durchaus lebensgefährlich werden können. Vor allem, weil ihr Vater immer seine Pistole in Reichweite hat. Obwohl viele Bewohner der Stadt von dem Verhalten des Vaters wissen, schreitet niemand ein. Einzig Liam, der als afro-amerikanischer Junge mit Rassismus in Auburn zu kämpfen hat und eine Liebesbeziehung mit Leighton führt, versucht ihr zu helfen. Der Fokus des Buches liegt allerdings auf der psychischen Belastung und dem inneren Konflikt der Protagonistin, die einerseits versucht dem häuslichen Terror zu entkommen, andererseits ihre beiden jüngeren Schwestern nicht im Stich lassen will.
Meine Meinung:
Ich denke, das Buch ist für Jugendliche definitiv lesenswert. Es beschreibt einen sehr typischen Vorgang der häuslichen Gewalt, in dem der Mann der Täter ist und die Familie darunter leidet. Die Mutter ist isoliert und hat keine nahestehenden Freunde, an die sie sich wenden könnte. Zudem glaubt sie an die gute Seite ihres Mannes, der immer Ausreden für sein Verhalten findet und sich mit Geschenken entschuldigt. Die Mutter schafft es nicht sich von ihm zu lösen, obwohl sie mehrmals von ihrer Tochter darum gebeten wird. Häusliche Gewalt, egal ob physisch oder psychisch, ist ein sehr wichtiges Thema, das viele Menschen betrifft. Das Buch leistet hiermit eine bedeutende Arbeit. Schließlich gibt es den Anstoß auf Anzeichen von häuslicher Gewalt zu achten und darüber zu sprechen, denn die Täter werden meist durch ein kollektives Schweigen und Ignorieren geschützt. Aus diesem Grund finde ich es auch gut und wichtig, dass am Ende Anlaufstellen und Telefonnummern für Hilfe in einer solchen Situation genannt werden.
Des Weiteren ist der Roman, angemessen für seine jugendliche Zielgruppe, in einer einfachen Sprache gehalten. Dies hindert aber gleichzeitig keinesfalls daran, sich hervorragend in die Situation der Protagonisten hineinversetzen zu können und die Last, die diese mit sich trägt, nachzuempfinden.
Ein weiteres bedeutsames Thema, das das Buch anspricht, ist Rassismus. Liam, der afro-amerikanische Freund von Leighton, ist in der Öffentlichkeit Anfeindungen ausgesetzt und kann sich zu Hause geborgen fühlen, während für Leighton die Öffentlichkeit der einzige Zufluchtsort ist und sie in ihrem Elternhaus immer wachsam sein muss. Dass gerade diese beiden gegensätzlichen Charaktere in dem Roman eine romantische Beziehung führen, mag zwar kitschig sein, zeigt allerdings auch wieder, dass man nicht nur auf das Offensichtliche, das was sich draußen abspielt, achten sollte. Zusätzlich macht das Buch an diesen beiden unterschiedlichen Umständen ganz klar deutlich, was in einer Familie normal sein sollte und was nicht.
Ein für mich negativer Aspekt des Buches sind allerdings ein paar magische Elemente. So repariert sich zum Beispiel das Haus von Leigthons Familie nach den Wutausbrüchen des Vaters immer wieder auf wundersame Weise von selbst und auch die Krähen, die eigentlich für das Wegschauen der Stadtbewohner stehen sollen, legen ein eigentümliches Verhalten an den Tag. Dies verwirrt meiner Meinung nach nur und raubt dem sonst so realistischen Buch etwas von seinem ernsten Charakter.
Trotzdem würde ich das Buch jedem empfehlen, denn es bricht ein Tabuthema und macht sehr anschaulich darauf aufmerksam, hinzuschauen und Courage zu zeigen. Schließlich tragen wir alle eine Mitschuld, wenn jemand im schlimmsten Fall durch häusliche Gewalt stirbt und wir davon wussten.