Andrea Behnke, Mele Brink

Den Bauch voller Töne

Verlag: Edition Pastorenplatz
Preis: 12 €
ISBN: 978-3943833416
Cover: © Edition Pastorenplatz

Es ist schon ein Wagnis, darüber ein Buch zu schreiben: Es geht um das Wohlgefühl des Blockflötenspiels. Der „Fluyten Lust-Hof“ des blinden niederländischen Komponisten Jacob van Eyck baut Enie eine Brücke in die Vergangenheit, in der sie dem Carillonisten und Flötenmeister in seiner Heimatstadt Utrecht begegnet, seine Welt kennenlernt und ihn schließlich sogar mit in die heutige Zeit mitnehmen kann. Man sollte vielleicht die Magie der Stücke van Eycks kennen, die „englische Nachtigall“ etwa, wo die Solo-Blockflöte das Melodiegerüst nach und nach zu immer komplizierteren und raumfüllenden Variationen bringt. Die Blockflöte nur ein Kinderinstrument? Aber nein! Schade, dass der „Soundtrack“ zum Buch fehlt, Die liebevoll erzählte phantastische Geschichte ist von der Wortwahl vielleicht manchmal eine Spur zu flapsig, doch schön von der Idee und von der Botschaft her sympathisch.
Allerdings hätte ich dem Buch bessere Illustrationen gewünscht. Denn es wäre zu hoffen, dass das ein oder andere Kind dieses Buch in die Hand bekommt, das, so wie die Protagonistin Enie, schon die Noten van Eycks spielt. Auf diese jungen Musiker*innen müssen die Illustrationen lächerlich wirken. So sieht keine Blockflöte aus und so spielt man nicht darauf. So hält man zum Beispiel keinen Geigenbogen. Es ist nicht kleinlich, wenn man bei einem Buch, in dem es vor allem um das Musizieren geht und in dem sogar über einzelne Töne von Kompositionen gesprochen wird, an dieser Stelle Genauigkeit erwartet. Nicht nur das: Die Zeichnungen enthalten jede Menge Klischees, sind unausgegoren in der Komposition, zeigen seltsame Denk- und Soundblasen sowie alle möglichen Striche, die Bewegung ausdrücken sollen. Sie sind nur pseudo-witzig und wirken mit ihrem Comic-Charakter wie die unbeholfenen Zeichnungen einer/s Pubertierenden. Sie nehmen die lyrische Stimmung der Erzählung leider in keinster Weise auf. Es wäre zum Beispiel interessant gewesen, wenn sich die Illustratorin darum gekümmert hätte, den historischen Kosmos des Komponisten, die Stadt Utrecht mit ihren Bauwerken und die exakte Bauart der damaligen Instrumente – gut recherchiert und im Detail aufgenommen – in die heutige Zeit zu bringen.

Textauszug:
Dann gehen sie wieder auf die Straße. Vor der Kirche haben sich einige Menschen versammelt. „Meneer van Eyck!“, ruft ein feiner Mann. „Ist etwas passiert? Eine Musik erklang, wie an einem Festtag.“ Jacob van Eyck huscht ein Schmunzeln übers Gesicht. „Für Musik braucht es keinen Festtag, oder?“ Dann nimmt er seine Flöte in die Hand und spielt „Rosemont“. Erst in der einfachen Version, dann wird er immer meisterhafte, wilder, bis Enie mit offenem Mund dasteht. Als er die Flöte absetzt, applaudiert sie und ruft „Bravo! Bravo!“ Bis sie sich umschaut und merkt, dass alle Augen auf sie gerichtet sind. Und dass niemand sonst klatscht.

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