
Jan Schomburg
Die Möglichkeit eines Wunders
Verlag: dtv
Preis: 24€
ISBN: 978-3-423-29018-0
Erwachsene Romane
Wie gerne würde man an Wunder glauben, wie leicht und schwierig zugleich ist das. Darüber erzählt Jan Schomburg in seinem Abenteuerroman „Die Möglichkeit eines Wunders“. Einerseits faszinierend, in einzelnen Slots, die einem Drehbuch gleichen. Andrerseits werden die okkulten Séancen so oft und ausführlich beschrieben, dass man zwischendrin lieber weiterblättert. Dennoch eine spannende Geschichte zwischen Realität und lustvoll erzählter Fiktion.
Als Protagonist hat sich der bekannte Drehbuchautor Schomburg (Ich bin Dein Mensch) den Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing gewählt, einen heute nahezu vergessenen Arzt und Hypnotiseur der Münchner Bohème, der auch als „Geisterbaron“ in Thomas Manns Zauberberg verewigt ist. Der Roman spielt in München zu Beginn des 20. Jahrhunderts, führt über die Bohème und den ersten Weltkrieg bis in den Nationalsozialismus – und dann sogar zum „Petersilien-Massaker“ und seinen Folgen nach Haiti.
Schrenk-Notzing, der als junger Mediziner eher zufällig seine Gabe zur Hypnose entdeckt und renommierter Heiler diverser „Abartigkeiten“ wird, begegnet dem Okkultismus. Mit anderen Wissenschaftlern versucht er, die Glaubwürdigkeit menschlicher Medien und ihrer schwebenden Taschentücher, rückender Tische und Figuren aus Elektroplasma festzustellen – und dadurch noch mehr Achtung zu erfahren. Keine einfache Sache, bei aller Skepsis erliegt der Geist doch gerne dem, was er sehen, wissen möchte. Das ist ein zentrales Thema des Romans, der irgendwann den biografischen Rahmen verlässt und die Titelfigur nach dem fiktiven Tod seiner geliebten Frau bis nach Haiti führt. Ebenso plastisch wie die Geisterstunden in den Münchner Salons beschreibt Schomburg die Voodoo-Rituale in den karibischen Hütten und ihre Wirkung auf den Weißen. Er glaube nicht daran, versichert er.“ Und möchten Sie denn nicht, …, in einer Welt leben, in der das Wunder wenigstens eine Möglichkeit ist?“ ist die Antwort.
Eine Hoffnung, die sich bis heute erhält, weltweit. Wie schön eigentlich. Auch wenn alles andere sich als Budenzauber erweist, ist ein Wunder wunderbar glaubhaft in diesem Roman: Die spontane, bedingungslose, lebenslange Liebe Schrenk-Notzings zu seiner Frau Ella, die wundersamerweise auch noch erwidert wird.