Stefanie de Velasco

Kein Teil der Welt

Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Preis: 22€
ISBN: 978-3462050431
Cover: © Kiepenheuer & Witsch
Altersempfehlung: ab 15 Jahren

„Kein Teil der Welt“ von Stefanie de Velasco, 2019 veröffentlicht und für 2021 für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, handelt von der 17-jährigen Esther, die seit ihrer Geburt in der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas lebt, jedoch durch den Einfluss ihrer besten Freundin Sulamith immer größere Zweifel an den strengen Regeln hat.

Mitten in der Nacht wird die 17-Jährige Esther ohne Vorwarnung in ein Auto gesetzt, ihr wird gesagt, dass sie umziehen und somit wird sie komplett aus ihrem bisherigen Leben gerissen, um kurz nach der Wende in einem kleinen ostdeutschen Dorf, der Heimat ihres Vaters, mit der Glaubensgemeinschaft einen neuen Königsreichssaal zu errichten. Während ihre Eltern als Sonderpioniere der Wachtturmgesellschaft missionieren gehen, vermisst Esther ihre Freundin Sulamith über alles. Seit ihrer Kindheit hat sie mit ihr in der Siedlung am Rhein alles geteilt: die Predigtdienstschule, die Fresspakete bei den Sommerkongressen, die ersten großen Gefühle und Geheimnisse. Weil Sulamith zunehmend an dem Glaubenssystem zweifelt, kommt es in den Tagen vor dem Umzug Esthers Familie zu verhängnisvollen Entwicklungen. Als Esther versucht herauszufinden, was mit Sulamith passiert ist, deckt sie einen Teil ihrer Familiengeschichte auf, der bisher von ihr ferngehalten wurde. Kommt dieser Umzug nun überraschend – siehe oben – oder gibt es doch Anzeichen? Das ist etwas verwirrend formuliert.

Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas steht nicht grundlos immer wieder im Zentrum der Kritik. Die Menschen in der Glaubensgemeinschaft folgen bestimmten Regeln, müssen Missionarsarbeit leisten und genießen wenige Freiheiten. Sie sollen alles dafür tun, ins Paradies zu kommen. Nicht zuletzt wenden sich Zeugen von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen die Glaubensgemeinschaft verlassen, komplett ab. Der Zwiespalt zwischen dem, was einem von Geburt an gesagt wird, und dem spannenden, anderen Leben lässt auch viele Menschen in der Realität verzweifeln.

„Kein Teil der Welt“ ist ein sehr tiefgründiges und bewegendes Buch. Das Thema ist schwer aufzugreifen und es ist nicht einfach, die Welt der beiden Jugendlichen Esther und Sulamith für Jugendliche, die nicht aus dieser Glaubensgemeinschaft stammen, verständlich zu machen. Stephanie de Velasco schafft es jedoch, den ewigen Kampf um den Einzug ins Paradies und die Entwicklungsschritte der Jugendlichen verständlich darzulegen. Die Zeitsprünge und die damit verbundenen Rückblicke in die Zeit, in der Sulamith noch Teil von Esthers Leben war, machen es für die Leser*innen leichter zu verstehen, was in den beiden Freundinnen vorgeht.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, da ich mich gerne über andere Religionen oder Glaubensgemeinschaften informiere und dieses Buch die allgemeinen Fakten über die Zeugen Jehovas in eine interessante und mitreißende Rahmengeschichte verpackt. Dadurch, dass Esther die Ich-Erzählerin ist und ihre Gedanken und Gefühle beschreibt, war das Buch für mich sehr gut greifbar, obwohl ich nicht weiß, wie ihr Leben in der realen Welt aussehen würde.

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